Wer in den vergangenen Jahren danach fragte, welche Mannschaft Meister in der Schweiz wird, hörte stets eine von zwei Antworten: Young Boys Bern oder FC Basel. Dies war eigentlich auch in dieser Spielzeit nicht anders. Selbst durch die Pandemie-Pause änderte sich daran nichts. Der FC St. Gallen kam nur am Rande vor und wurde nicht ernstgenommen. Nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs begann das Team allerdings regelmäßig zu punkten, wohingegen die Konkurrenz patzte. St. Gallen ist inzwischen Tabellenführer. Doch sind die Ostschweizer reif für die Meisterschaft?
Das Gegenargument: Zürich demütigt St. Gallen
Ausgerechnet die letzte Partie St. Gallens weckt doch große Zweifel an der nötigen Reife und Nervenstärke der Mannschaft, um den Titel zu holen. Es ging gegen den FC Zürich. Ein Zähler hätte gereicht, um nicht nur wegen des besseren Torverhältnisses vor Bern zu stehen, sondern auch punktemäßig. Stattdessen gab es im eigenen Stadion eine deftige Pleite. St. Gallen kam mit 0:4 unter die Räder. Eingeleitet wurde die satte Pleite ausgerechnet durch ein Eigentor von Vincent Rüfli. Hätten die Young Boys nicht zwei Tage zuvor auch mit 0:1 gegen den FC Thun verloren, wäre die Meisterschaft so schon wieder deutlich unwahrscheinlicher geworden.
Das Argument: Nervenstärke nach dem Neustart
Das Argument, das für die nötige Reife St. Gallens spricht, ist die eindrucksvolle Nervenstärke, die das Team nach dem Neustart bewiesen hat. Die Mannschaft kam am besten mit der langen Pause und den Geisterspielen zurecht. Kein Team konnte sich so schnell einfinden. Dies macht Hoffnung, dass die deftige Pleite gegen Zürich nur eine Ausnahme war und nicht zum Trend wird. Möglicherweise war das Spiel gegen den FCZ so die Warnung zur genauen richtigen Zeit, die Dinge nicht zu locker zu nehmen. Die kommenden Wochen werden darüber Aufschluss geben.